Perfektionismus

Jeder weiß, was man darunter versteht- und unsere Gesellschaft, unsere Familien, Lehrer und Vorbilder lehren uns von Anfang an, danach zu streben: alles perfekt zu machen!

Richtig perfekt jedoch ist nur der Satz: Nobody is perfect!

Es gibt gute, sogar hervorragende Leistungen, fast perfekte, aber Perfektion selbst existiert nicht. Das Wahrscheinlichkeit- und Zufallsgesetz lässt Statistiker glockenförmige Kurven zeichnen, deren Enden sich ins Unendliche erstrecken, jedoch nie perfekt zu Ende sind, d.h. umgesetzt aufs Leben, können wir zwar nah an das perfekte Ergebnis rankommen, aber nie zu 100% erreichen.

Oft ist Perfektion eine Frage der persönlichen Meinung: Urteile fällt jeder ganz individuell, ich anders als du, und du wiederum ganz anders als andere!

Perfektion ist manchmal zeitabhängig: Aussagen der Vierziger, Outfits der Achtziger, Erfindungen des letzten Jahrhunderts – damals schienen sie perfekt, heute ein wenig weniger!

Perfektionismus selbst bedeutet natürlich nicht gleich, dass man eine krankhafte Zwangsstörung aufweist. Denn Perfektionismus führt auch dazu, dass wir eine hohe Qualität anstreben, uns immer weiterentwickeln wollen und stetig besser werden. Daher kommt es – wie bei so vielem – auf die Dosis an. Eine gewisse Anforderung an sich selbst ist gut, artet sie jedoch darin aus, dass wir durch diesen Drang gelähmt sind und nichts fertig stellen können, weil es eben nie perfekt sein kann, dann sollte man gegen seinen Perfektionismus aktiv ankämpfen.

Zusammenfassend kann man sagen: Hohe Maßstäbe sind in Ordnung, aber man sollte das perfekte Maß an Perfektion verfolgen, nicht drüber hinaus!

Wie entwickeln Menschen einen stark ausgeprägten Perfektionismus? Wenn wir in unserer Kindheit und Jugend die Erfahrung gemacht haben, Anerkennung und Wertschätzung nur über herausragende Leistung zu erlangen, ist die Gefahr groß in einen stark ausgeprägten Perfektionismus zu rutschen. Auch Fehler, die uns unterlaufen, beziehen wir sofort auf fehlendes Wissen oder mangelndes Können. Dieses Verhalten kann sowohl durch die Erziehung der Eltern ausgelöst werden als auch durch Beziehungen mit Gleichaltrigen.

Was sind die Folgen darauf? Ein perfektionistisches Verhalten kann sich negativ auf privater und auch beruflicher Ebene auswirken. So oder so entsteht ein völlig falsches Selbstbild. Durch den ständigen Druck, den sich Perfektionisten selbst aussetzen, sind körperliche Anspannungen, Stress, Unzufriedenheit, fehlende Freude und Spaß als auch Versagensängste und Minderwertigkeitskomplexe logische Folgen. Im schlimmsten Fall können auch Depressionen, Burnout oder andere psychische Krankheitsbilder entstehen.

 

Wie kann man aus diesem Verhaltensmuster ausbrechen?

  • Hör auf dich ständig nur nach „oben“ zu vergleichen, mit den „Besseren, Schnelleren, Reicheren etc“. Vergleiche auch nach „unten“ hin!
  • Setze dir nur realisierbare Ziele, eventuell unterteile in Zwischenziele: kleinere, realistisch erreichbare Ziele gehen mit Erfolgsgefühlen einher, meiden Frustration und Resignation
  • Erlaube dir Fehler, und sieh diese als Chance für Verbesserung
  • Nimm auch Kritik als konstruktive Möglichkeit wahr, besser zu werden und am Ehrgeiz dranbleiben zu können
  • Entspann dich zwischendurch, wenn der Druck, der sich aufbaut, belastend wird. Sammle deine Kräfte, und mach dann erst wieder weiter!
  • Erlaube dir selbst Fehler zu machen und nicht perfekt zu sein – irren ist menschlich!

 

Valentine Inderst, Zentrum Mensch