Pandemie erhöht depressive Verstimmung unter Jugendlichen

Die Ausnahmesituation durch Corona geht weiter und viele Jugendliche leiden immer stärker unter den Folgen dieser Pandemie. Sie fühlen sich von allen im Stich gelassen, erhalten oft zu wenig Aufmerksamkeit und Stimme in dieser Situation. Es wird davon ausgegangen, dass sie einfach funktionieren, den Erwachsenen nicht zu sehr zur Last fallen und ihren Alltag so gut es geht alleine meistern.

Viele Jugendliche kommen recht gut mit der Situation klar und passen sich den neuen Bedingungen und Gegebenheiten an. Dies gilt v.a. für jene bei denen, das soziale Umfeld gut funktioniert und die einen starken Charakter aufweisen. Forschungen und Analysen des Robert-Koch- Instituts zeigen, dass die psychische Befindlichkeit von Kindern und Jugendlichen immer im Kontext mit jener der Eltern gesehen werden muss. Schaffen es die Eltern gut mit der Situation umzugehen, geht es auch den Jugendlichen gut und umgekehrt.

Leider gibt es zur Zeit einen enormen Anstieg an psychischen Problemen bei Kindern und Jugendlichen, welcher in erster Linie auf die Auswirkungen der Pandemie zurückzuführen ist. Die Unsicherheit und Perspektivlosigkeit machen Kinder und Jugendliche psychisch anfällig und krank.

Die Sorgen um die eigene Gesundheit und die der Liebsten, der Stress und Druck in der Schule, der andauernde Wechsel zwischen Homeschooling und Präsenzunterricht, die Minimierung der sozialen Kontakte und das Erleben eine belastende familiären Situation führen häufig zur Entstehung von Ängsten, Depressionen oder auch Aggressionen.

Die Jugendlichen werden in der Ausführung ihrer Entwicklungsaufgaben (Ablösung vom Elternhaus, Aufbau neuer, stabiler Beziehungen) stark eingeschränkt und  dürfen viele Sachen nicht, die für eine gesunde psychische Entwicklung sehr wichtig wären. Woran erkenne ich eine solche Verstimmung und was kann ich dagegen tun?

Erkennungsmerkmale sind ähnlich wie bei Erwachsenen:

  • Sozialer Rückzug: Jugendliche meiden den Kontakt zu Gleichaltrigen auch dann, wenn es möglich wäre ihn zu halten (Telefonieren, chatten, Treffen in kleinen Gruppen im Freien
  • Antriebslosigkeit, Niedergeschlagenheit, Konzentrationsmangel
  • Vermindertes Selbstvertrauen und große Selbstzweifel
  • Stimmungsschwankungen, oft mehrmals täglich
  • Psychosomatische Beschwerden
  • Schlafstörungen
  • Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust

Zu beachten ist hier allerdings, dass diese Symptome z.T. auch in der „normalen Pubertätsphase“ zu finden sind und deshalb sehr genau beobachtet werden müssen. Damit man von einer depressiven Verstimmung bzw. Depression sprechen kann, müssen mehrere dieser Symptome gleichzeitig auftreten, sie müssen mehrere Wochen anhalten, eine bestimmte Intensität bzw. einen bestimmten Leidensdruck erlangen und den Alltag des Betroffenen stark einschränken.

Was können Jugendliche tun, wenn sie merken, dass sie unter einen leichten depressiven Verstimmung leiden, die wahrscheinlich u.a. durch die Corona-Pandemie ausgelöst wurde?

  • Eigene Trauer zulassen
  • Emotionale Nähe herstellen, trotz sozialer Distanz
  • Einbauen von Achtsamkeits- und Entspannungsübungen
  • Aktive und strukturierte Gestaltung des Alltags durch Sport, Lesen, Malen, Musik hören oder selbst machen, Freunde in kleinen Gruppen im Freien treffen u.ä.
  • Krise als Chance sehen und neue Möglichkeiten schaffen.

Es ist noch unklar, ob es ein „Long-Covid-Syndrom“ mit psychischen Störungen geben wird, aber fest steht, dass die Belastung v.a. bei Kindern und Jugendlichen sehr hoch ist und ernst genommen werden muss. Viele Jugendliche, die jetzt Hilfe suchen oder brauchen, kämen unter normalen Umständen mit ihren eigenen Emotionen gut klar. Aber diese andauernden Enttäuschungen in Bezug auf Sozialkontakte und  der häufige Wechsel zwischen ständig wieder neuen Regeln und Normen, lässt Unsicherheit, Angst und Traurigkeit entstehen. Für Eltern, Angehörige und Freunde eines eventuell Betroffenen ist es wichtig ein offenes Ohr zu haben, die Situation gut zu beobachten und im Falle von Zweifeln nicht zögern professionelle Hilfe aufzusuchen.