Mobbing am Arbeitsplatz

Vor Kurzem haben wir über Mobbing unter Kindern und Jugendlichen berichtet. In diesem Artikel widmen wir uns dem Thema Mobbing am Arbeitsplatz.

Einige Grundsätze sind bei allen Mobbingformen gleich, trotzdem gibt es zentrale Unterschiede.

Der Begriff Mobbing beinhaltet, dass jemand am Arbeitsplatz von Kollegen, Vorgesetzten oder Untergebenen schikaniert, belästigt, beleidigt, ausgegrenzt oder psychisch fertig gemacht wird. Damit man von Mobbing spricht gilt auch hier, dass es häufig und wiederholt auftreten und sich über einen längeren Zeitraum (mindestens 6 Monate) erstrecken muss.

Die Ursachen in der Arbeitswelt sind sehr unterschiedlich. Mobbing ist ein soziales Phänomen, das durch viele Faktoren charakterisiert ist. Verschiedene Stressoren spielen neben den individuellen Fähigkeiten und Eigenheiten eine große Rolle bei der Entstehung von Stress. Der Stresslevel steigt, wenn die Arbeitsanforderungen steigen, der Handlungsspielraum aber sehr gering bleibt.

Zur Entwicklung können u.a. folgende Punkte beitragen:

  • Arbeitsverdichtung: durch die oft vorkommende Personalreduktion kommt es zu Situationen von Stress und Überforderung. Darunter leidet die Arbeitsmoral und die Frustrationstoleranz sinkt, was häufig zu einer schlechteren Zusammenarbeit zwischen Kollegen führt. Das System beginnt zu kippen und es wird ein „Schuldiger“ für diesen Missstand gesucht. Dies ist oft der Anfang einer Mobbingsituation für einen Mitarbeiter, der vielleicht durch häufigere Abwesenheit, ansteigende Fehlerquote oder persönlicher Merkmale negativ in der Gruppe auffällt.
  • Inkompetente Führung: eine fehlende oder zu strenge Führung trägt zur Eskalation in einer Arbeitsgruppe bei und kann ebenfalls zur Entstehung von Mobbing beitragen.
  • Strukturelle Ursachen wie Arbeitsorganisation und -gestaltung wie z B. geringe Entscheidungskompetenz der Mitarbeiter, schlechter Informationsfluss und fehlende Transparenz, schlechte Zusammenarbeit mit Kollegen und mangelnde gegenseitige Akzeptanz, Rollenkonflikte oder unklare Verantwortungsbereiche sowie fehlende soziale Unterstützung.

Zu den Risikofaktoren von Mobbing zählen unter anderem geringe Chancen einen alternativen Job zu finden, ein schlechtes Betriebsklima, Konfliktsituationen die zu spät wahrgenommen werden, hohe Leistungsorientierung, Gewissenhaftigkeit und Rigidität, fehlende Fähigkeit sich von bestimmten Dingen zu distanzieren.

Mobbing am Arbeitsplatz zeigt sich vor allem durch:

  • Angriffe auf die Möglichkeit sich mitzuteilen, indem z. B.  jemand ständig unterbrochen, kritisiert oder angeschrien wird;
  • Angriffe  auf die sozialen Beziehungen, indem z. B. der  Betroffenen nicht mehr angesprochen oder beachtet wird;
  • Angriffe auf die Qualität der Berufs- und Lebenssituation, indem dem Betroffenen keine Aufgaben mehr zugewiesen bekommt oder sinnlose, den Selbstwert verletzende Tätigkeiten ausüben soll;
  • Angriffe auf die Gesundheit, indem dem Betroffenen z. B. körperliche Gewalt angedroht wird;
  • Auswirkungen auf das soziale Ansehen, indem der Betroffene vor  Mitarbeitern, Führungskräften oder Kunden/Klienten schlecht bzw. lächerlich gemacht wird;

 

Die Symptome sind ähnlich wie bei Mobbing unter Kindern und Jugendlichen:

  • Erschöpfung
  • Depressive Verstimmung
  • Konzentrationsprobleme, starkes Grübeln
  • Angespanntheit und innere Unruhe
  • Psychosomatische Beschwerden
  • Angstzustände
  • Sozialer Rückzug und Vermeidungsverhalten

Was kann zur Vorbeugung helfen?

Viele Unternehmen haben bereits  sogenannte „Frühwarnsysteme“ , welche eine Eskalation von Konflikten und somit auch der Entstehung möglicher Krankheiten bei Betroffenen verhindern können. Dabei handelt es sich um Beobachtungen des Krankenstandes einzelner Mitarbeiter, den spezifischen Verlauf der Arbeitsunfähigkeit an bestimmten Tagen oder die abnehmende Teilnahme an Betriebsfeiern. Im Laufe der Jahre lässt sich die abnehmende Teilnahme an gemeinsamen Aktivitäten als Hinweis deuten, dass das Arbeitsklima nicht mehr passt. In diesem Falle ist es angebracht sich ein genaueres Bild über die aktuelle Situation zu machen. Mitarbeiterbefragungen, Fortbildungsangebote, Coachings für Mitarbeiter und ähnliches können sich sehr positiv auf das Arbeitsumfeld auswirken.

 

Was kann der Betroffene tun?

Wichtig ist so schnell wie möglich zu reagieren, indem man sich an einen Kollegen, Vorgesetzten wendet, dem man vertraut.

Auch als Betroffener selbst kann man sich wehren, indem man versucht keine Reaktion auf das Mobbing zu zeigen.  Dies zeigt leider nicht immer den gewünschten Effekt. Hört der Mobber nicht auf, sollte man das persönliche Gespräch mit ihm suchen. Sollte das Gespräch auch keine Wirkung zeigen, wird dies vor Zeugen fortgeführt. Dem Mobber wird sein Verhalten geschildert und  falls notwendig auch mit rechtlichen Schritten gedroht. Der Betriebsrat der Firma kann dabei helfen.

Der nächste Schritt wäre eine schriftliche Aufforderung, sein Verhalten zu ändern und bestimmte Verhaltensweisen zu unterlassen.

Es sollte ein Mobbing-Tagebuch geführt werden, indem die Vorfälle und deren Wirkung auf den Betroffenen detailliert beschrieben werden. Dadurch können Lösungen erarbeitet werden und man hat bei einem Rechtsstreit Beweise vorzulegen.

Sollte die Mobbingsituation unerträglich werden ist es notwendig Distanz zum Mobbinggeschehen zu schaffen und sich professionelle Hilfe zu suchen. In einer Therapie lernt man Zusammenhänge der Mobbingsituation zu erkennen und zu verstehen, neue Perspektiven zu finden und Problemlösekompetenzen zu entwickeln. Distanzierungsstrategien werden erlernt und der Selbstwert wird erhöht.

 

 

Literaturverzeichnis:

  • Schwickerath, J., Holz, M., „Mobbing am Arbeitsplatz – Trainingsmanual für Psychotherapie und Beratung“, Beltz Verlag, Weinheim, Basel 2012, S. 15-18 und 26-29;