Wenn der Körper spricht: Was psychosomatische Signale bedeuten können
Wir alle kennen Momente, in denen der Körper scheinbar ohne ersichtlichen Grund reagiert: ein Kloß im Hals vor einem Gespräch, ein flaues Gefühl im Bauch vor einer Entscheidung oder Spannungskopfschmerzen nach einem anstrengenden Tag. Doch diese Reaktionen sind selten „zufällig“. Oft spricht der Körper, lange bevor wir bewusst verstehen, was in unserem Inneren passiert.
Der Körper sendet Warnsignale
Emotionen und körperliche Prozesse sind eng miteinander verbunden. Stress, ungelöste Konflikte oder dauerhafte Überforderung zeigen sich daher häufig körperlich:
- Verspannungen oder Schmerzen, wenn wir für längere Zeit „die Zähne zusammenbeißen“,
- Schlafprobleme, wenn „die Gedanken keine Ruhe geben“,
- Magen-Darm-Beschwerden, wenn etwas „schwer verdaulich“ ist,
- Erschöpfung, wenn die eigenen Ressourcen dauerhaft überlastet werden.
Der Körper versucht uns damit etwas mitzuteilen: Bleib stehen. Hör hin. Kümmere dich um das, was da im Hintergrund arbeitet.
Warum wir Signale überhören
Viele Menschen sind geübt darin, „funktionieren“ zu müssen – im Beruf, in Beziehungen, im Alltag. Körperliche Signale werden als störend erlebt und mit schnellen Lösungen behandelt: Schmerztabletten, Kaffee gegen Müdigkeit, Ablenkung gegen Unruhe. Langfristig führt das jedoch dazu, dass die eigentlichen Bedürfnisse ungehört bleiben.
Es ist, als würde man das Warnsignal im Auto überkleben, statt den Motor zu prüfen.
Therapie als Raum zum Verstehen
In der psychologischen Beratung kann sichtbar werden, was hinter den körperlichen Reaktionen steckt. Gemeinsam lässt sich erforschen:
- Welche Situationen lösen Anspannung aus?
- Welche Bedürfnisse bleiben unberücksichtigt?
- Welche Muster oder Erwartungen stehen im Weg?
So entsteht wieder Verbindung zwischen Körper, Emotionen und Gedanken – und damit neue Handlungsmöglichkeiten.
Deborah Verdorfer, Zentrum Mensch