Was tun bei Verlustängsten?
Verlustangst ist ein tiefsitzendes Gefühl, das viele Menschen kennen – die Befürchtung, einen geliebten Menschen zu verlieren, abgelehnt oder verlassen zu werden. Sie kann in Partnerschaften, Freundschaften oder auch im beruflichen Kontext auftreten. Ein gewisses Maß an Angst ist dabei ganz normal: Wer liebt, möchte behalten. Doch wenn Verlustangst das Verhalten dominiert und Beziehungen belastet, kann sie sehr quälend werden – sowohl für die betroffene Person als auch für das Gegenüber.
Woher kommt Verlustangst?
Oft wurzelt Verlustangst in frühen Erfahrungen: instabile Bindungen, emotionale Vernachlässigung oder Trennungen in der Kindheit können ein tiefes Bedürfnis nach Sicherheit hinterlassen. Auch spätere Trennungserfahrungen – etwa durch Scheidung, Tod oder wiederholte Enttäuschungen – können Verlustangst verstärken.
Typische Anzeichen für Verlustängste sind:
- Eifersucht und Kontrollverhalten
- Übermäßige Sorge um den Partner
- Ständiger Wunsch nach Bestätigung
- Schwierigkeiten, Vertrauen aufzubauen
Was hilft bei Verlustangst?
1. Bewusstwerden der eigenen Muster
Der erste Schritt ist, sich der Angst bewusst zu werden. Fragen Sie sich: Wann taucht sie auf? Welche Situationen oder Gedanken lösen sie aus? Achtsamkeit und Selbstbeobachtung helfen, automatische Reaktionen zu verstehen.
2. Gefühle zulassen
Verlustangst ist oft mit tiefer Traurigkeit oder früheren Verletzungen verbunden. Diese Gefühle zu spüren – statt sie zu verdrängen – kann heilsam sein.
3. Selbstwert stärken
Ein stabiles Selbstwertgefühl hilft, weniger abhängig von Bestätigung zu sein. Pflegen Sie Hobbys, Freundschaften und Selbstfürsorge.
4. Offen kommunizieren
Ehrliche Gespräche mit dem Partner oder nahestehenden Menschen können Missverständnisse lösen und Vertrauen fördern. Wichtig ist, Bedürfnisse klar, aber ohne Vorwürfe zu formulieren.
5. Professionelle Unterstützung suchen
Wenn die Angst sehr stark ist oder Beziehungen wiederholt daran scheitern, kann eine psychologische Begleitung hilfreich sein. In der Therapie lassen sich alte Wunden heilen und neue, sichere Bindungsmuster entwickeln.
Deborah Verdorfer, Zentrum Mensch