Trauma und Kinder

Traumatisierte Kinder erinnern sich häufig nicht an schlimme Erfahrungen, die sie gemacht haben. Sie wollen nicht davon überwältigt werden. Therapeutische Geschichten können helfen, einen Zugang zu diesen Blockaden zu finden.  Durch die Anwendung von Metaphern schaffen sie eine behutsame Annäherung an die traumatisierenden Ereignisse. Es wird viel mit inneren Bildern gearbeitet, welche helfen können, Symptome symbolhaft aufzulösen. Ein Bsp. aus der Sammlung therapeutischer Geschichten:

Die Igelstachelumstülpgeschichte

Tom war 10. Er hatte viel zu kämpfen – mit seinen Klassenkameraden, die ihn hänselten und mit seinen Eltern, die streng und manchmal ungerecht waren. „Weißt du“, erzählte er, „ich habe eine besondere Haut, eine Hülle um mich herum. Darin verstecke ich Igelstacheln und wenn andere kommen und mich ärgern wollen, dann kann ich die Haut umstülpen und die Stacheln kommen aus ihrer Schutzhülle – wie diese Lutscher, die man in ein kleines Plastikrohr schieben kann, wenn man sie gerade nicht haben will – und wehren alles ab. Ich stelle mit dann vor, dass sie die blöden Sachen, die die anderen sagen, wie Luftballons piksen, und die platzen dann, und auf dem Boden liegen nur kaputte bunte Gummischnipsel. Sieht eigentlich ganz lustig aus. Ja, und wenn ich mir das so vorstelle, dann raste ich auch gar nicht aus, dann kann ich ganz ruhig bleiben und einfach weggehen. Praktisch, so eine Igelstachelumstülphülle, findest du nicht? “

Solche Geschichten helfen in der therapeutischen Arbeit mit Kindern, diese z.B. kann bei Themen wie Aggression, Wut, Konflikt, Mobbing eingesetzt werden. Die Vorstellung einer abwehrenden Hülle kann auch als Prävention genutzt werden. Bei starker psychischer Belastung kann es hilfreich sein, sich eine solche Hülle anzueignen.

Quellenangabe: Lamprecht, Hammel, Hürzeler, Niedermann (2021). „Wie der Tiger lieben lernte“ 120 Geschichten zum Umgang mit psychischem Trauma. Ernst Reinhardt Verlag, München

Michaela Tollo, Zentrum Mensch