Start in die Schule – neue Herausforderungen für die ganze Familie
Der Start in ein neues Schuljahr stellt für viele Familien eine Herausforderung dar. Kinder empfinden diesen Tag meist als etwas sehr Besonderes, egal ob in positiver oder weniger freudiger Art. Der Sommer war für die meisten Kinder zu kurz, für Eltern oft sehr lang und nun heißt es sich wieder umstellen, einen neuen Tagesrhythmus zu finden. Auf die Schüler warten meist neue Regeln, soziale Anforderungen und ein viel strukturierterer Alltag.
Mit dem Eintritt in die Schule endet für viele Kinder eine Zeit, in der v.a. Spielen und Herumtoben im Mittelpunkt standen. Nun wird zunehmend Wert auf Leistung, Disziplin und Anpassung gelegt. Kinder lernen immer besser, sich in einer Gruppe zurechtzufinden, Anweisungen von neuen Autoritätspersonen zu befolgen und mit einer klaren Tagesstruktur umzugehen. Solche Veränderungen können innere Anpannungen oder Unsicherheiten auslösen.
Meist müssen sich Kinder v.a. drei großen Herausforderungen stellen:
1. Soziales Umfeld
Ein wichtiges Thema beim Schuleintritt ist die soziale Komponente. Kinder beschäftigen sich oft schon Tage und Wochen davor mit Fragen wie: “Wer wird mein Freund? Wie finden mich die anderen? Wie kann ich mich einer Gruppe anschließen?” Kinder orientieren sich stark an ihren Gleichaltrigen. Erste Erfahrungen mit Ablehnung oder Ausgrenzung können in einem neuen Umfeld auftreten und treffen die kleinen Kinderseelen oft sehr tief. Positive Erlebnisse im sozialen Miteinander können dann helfen, das Selbstwertgefühl nachhaltig zu stärken. Eltern können ihre Kinder unterstützen, indem sie solche Erfahrungen aktiv begleiten, sich Zeit nehmen, um einen Einblick in ihre neue Welt zu bekommen. Offene Gespräche über Freundschaften, Diskussionen oder Streitigkeiten helfen den Kindern, ihre Emotionen zu sortieren und Unterstützung für schwierige Situationen zu erfahren.
2. Umgang mit Leistungsdruck
Für viele Kinder beginnt in der Schule eine erste bewusste Konfrontation mit Leistungsanforderung. Kinder haben meist ein gutes Gespür für das was von ihnen erwartet wird. Sowohl von zu Hause, als auch von der Schule. Nicht immer kommt der Druck aber von Außen; auch die Kinder selbst setzten sich oft hohe Ziele. Hier kann es helfen, den Fokus auf den Lernprozess und das Soziale zu setzen, anstatt sich auf Noten zu fixieren. Lob für Anstrengung und Fortschritte stärken Kinder in ihrer Motivation viel mehr als nur gute Ergebnisse.
3. Umgang mit Gefühlen
Kinder lernen bereits im Kindergarten, ihre Emotionen zu erkennen. In der Schule lernen sie dann immer besser mit ihren Emotionen umzugehen und sie zu kontrollieren. Wut, Frust oder Angst sind normale Reaktionen auf neue Situationen, aber sie müssen bewältigt werden. Besonders im neuen Alltag brauchen Kinder Unterstützung beim Umgang mit negativen Emotionen und Erfahrungen oder bei der Frustrationstoleranz. Eltern können durch das Vorleben von Gelassenheit und Geduld ein Vorbild sein. Auch Rituale – wie ein ruhiger, angenehmer Start am Morgen oder ein fester Tagesausklang – helfen, emotionale Sicherheit zu schaffen.
Eltern können ihre Kinder begleiten und unterstützen, indem sie:
- Zuhören, ohne zu bewerten: Kinder brauchen einen sicheren Raum, um ihre Gedanken zu äußern – ganz ohne Belehrung.
- Vertrauen statt kontrollieren: Der Schulstart ist auch ein Loslösungsprozess. Eltern müssen lernen, Kontrolle abzugeben und gleichzeitig Halt zu geben.
- Positive Erwartungshaltung vermitteln: Kinder spüren, wie Eltern über die Schule denken. Wer mit Neugier und Freude über das Lernen spricht, überträgt diese Haltung.
Fazit
Der Übergang vom Kindergarten in die Schule ist eine Entwicklungsaufgabe für alle Beteiligten. Je stabiler das emotionale Fundament eines Kindes ist, desto besser kann es mit den neuen Herausforderungen umgehen. Eltern können mit viel Geduld, Vertrauen und Aufmerksamkeit sehr dazu beitragen, dass Schule ein tolles Abenteuer und nicht eine Belastung wird.
Michaela Tollo, Zentrum Mensch