Die Langeweile aushalten

Heutzutage fällt es immer mehr Menschen immer schwerer, Momente der Langeweile aushalten zu können. Laut dem Psychologen John Eastwood handelt es sich bei Langeweile um den unerfüllten Wunsch nach einer befriedigenden Tätigkeit. Demnach sei es nicht das Nichtstun, das den Menschen hierbei quält, sondern die mangelnde Sinnhaftigkeit. Langeweile sei außerdem immer etwas Unangenehmes, etwas das sich schlecht anfühlt. Ist Langeweile also etwas Unnützes und Überflüssiges? Nein, Langeweile kann durchaus von Bedeutung für uns Menschen sein, macht sie uns doch darauf aufmerksam, etwas zu verändern. Sie ist ein Signal, welches uns zurück auf den rechten Weg führen möchte. Es ist die Langeweile, die uns die Kluft zwischen dem, was wir erreichen wollen und dem was wir erreicht haben spürbar macht. Wenn diese Kluft groß ist, fühlen wir uns unwohl und demnach macht uns die Langeweile darauf aufmerksam, dass wir gerade etwas tun, dass uns weder erfüllt noch motiviert. Die meisten Menschen reagieren heutzutage auf diese Signale der Langeweile mit Ablenkung. Würden wir auf die Signale der Langeweile aktiv hören, müssten wir unser eigenes Verhalten kritisch hinterfragen und umdenken bzw. etwas ändern. Doch wer will das schon? In unserer heutigen, schnellen Gesellschaft ist kaum mehr ein Platz für die Langeweile. Eigentlich schade, hat diese doch einige wichtige Funktionen. Langeweile kann beispielsweise unsere Kreativität anregen, uns motivieren etwas zu verändern und dafür sorgen, dass wir in unseren eigenen Gedanken versinken. Langeweile kann somit auch als Chance gesehen werden, sich wieder intensiver mit sich selbst zu beschäftigen.

Neuere Forschungen deuten unter anderem darauf hin, dass unser Hirn die Phasen der Langeweile möglicherweise als Verschnaufpausen nutzt. Während wir nichts tun, schaltet unser Gehirn in das sogenannte Default Mode Network, welches essenziell für das Einordnen und Verarbeiten der erlebten Erfahrungen und Emotionen ist.

Vielleicht sind Sie jetzt neugierig geworden, die Langeweile aus einem anderen Blickwinkel wahrzunehmen und geben ihr im Alltag eine Chance. Versuchen Sie die kleinen Momente der Langeweile im Alltag, an der Supermarktkasse, beim Warten auf den Zug, beim Fahren im Bus, im Wartezimmer des Zahnarztes oder in den Momenten auf dem Klo zu erkennen, dem ersten Impuls sich sofort ablenken zu wollen zu widerstehen, versinken Sie in ihren eigenen Gedanken, beobachten Sie, wohin diese Sie führen und halten Sie diese Momente aus. Langeweile aushalten zu können, hat viel mit innerer Ruhe zu tun, welche in unserer heutigen, schnellen Welt oft zu kurz kommt.

Moritz Frötscher, Zentrum-Mensch